Geschichte

Im Jahre 1764 kam es in Borken zu einer Begebenheit, die auf die Ursprünge der Schützen in Marbeck hinweist. Erhaltenen Prozeßunterlagen des Stadtarchives Borken ist zu entnehmen, daß den selbstbewußt auftretenden Schützen aus den Bauernschaften von den Borkenern der Einzug mit geladenem Gewehr, Trommeln, Fahnen und Violinen in die Stadt mißgönnt wurde. Die Schützen aus den Bauernschaften Marbeck und Hoxfeld beriefen sich auf ihre vom Landesherren dem Fürstbischof von Münster verliehenen Rechte.

Danach durften sie nach dem Scheibenschießen einen Vogel von der Stange schießen. Außerdem war ihnen ein silbernes Gnadenzeichen verliehen worden. Dies befestigten sie am Hut ihres jeweiligen Königs. Zur Schützenmesse in der Borkener Kirche durfte dieser den Hut bis zur Wandlung aufbehalten.

Die Schützen aus Marbeck und Hoxfeld hatten das Recht, mit geladenen Gewehren, Trommeln und Violinen bis vor das Stadttor zu marschieren. Dort wurde ein dreifacher Salut geschossen: zu Ehren des Landesherren, des Fürstbischofs von Münster, zu Ehren des hochwürdigen Domkapitels und zu Ehren der silbernen Schützenplakette.

Außerdem beanspruchten sie, mit ihren geladenen Flinten in die Stadt einzuziehen, hier wiederum Salut zu schiessen, die Flinten in ihrer angestammten Gaststätte abzulegen und ihren König mit der Violine bis vor die Kirche zu spielen sowie festlich an der Fronleichnamsprozession teilzunehmen.

Verliehen hatte diese Rechte der Fürstbischof Christoph Bernhard von Galen (Regierungszeit: 1650 – 1678). Er richtete eine Landmiliz in den Kichspielen ein. Nach dem Landes- Defensialbeschluß vom 17. September 1669 mußte aus jedem Haus ein Mann an den Sonntagnachmittagen zu den Waffenübungen antreten. Auf diese Zeit ist somit auch der Ursprung der Marbecker Schützen zurückzuführen.

Von Galen war ein streitbarer Mann der in zahlreiche kriegerische Auseinandersetzungen mit den Niederlanden und seine europäischen Nachbarstaaten verwickelt war. Er vertraute unter anderem auf eine von ihm aufgebaute moderne Artillerie. Im Volksmund trug von Galen darum auch den Spitznamen „Kanonen-Bernd“. Die Feldzüge waren für die Bevölkerung fürchterlich. Söldnertruppen und Plünderer durchzogen das Land. Es galt der Grundsatz: „Der Krieg ernährt den Krieg.“ Die Zulassung der Schützen ist zunächst unter dem Gesichtspunkt der Landesverteidigung zu sehen. Beim Scheibenschiessen stellt man seine Tauglichkeit unter Beweis.

Bald jedoch bekamen die Schützen auch eine Bedeutung für den Zusammenhalt in den Orten sowie für die geselligen Veranstaltungen. Hierfür steht das Vogelschiessen und das Schützenfest. Eine besondere Verbindung bestand zum Bischof und den Organen des Bistums. Der Salut vor dem Borkener Stadttor galt dem Domkapitel und die Schützen in den Bauernschaften genossen über den militärischen Aspekt hinaus das Wohlwollen der Fürstbischöfe.

All das galt auch für Marbeck in der damaligen Zeit. Hierzu werden aus Marbeck in den historischen Akten der Vorsteher Paus, Wilhelm Höynk, Joan Henrich Horstick, Wessel Oldendorf und Henrich Fletermann genannt. Erwähnt werden außerdem zwei Schützenkönige aus Marbeck: Henrich Vorenfeldt genannt Frankenhoff und Christoffer Faselt genannt Grünewald.

In drei Nachbarschaften hatte sich diese alte Tradition über die Jahrhunderte fortgesetzt. Der Volksschullehrer Peter Meerkamp berichtet uns schliesslich aus der Gründerzeit des heutigen Schützenvereins in Marbeck. Er teilt mit, dass man in den Jahren 1914 bis 1916 unter anderem bei Kapell und Brun-Nienhaus zusammen kam. Gefeiert wurden diese Feste für die ganze Gemeinde mit Musik, Tanz, Kartenspielen, Bier und Branntwein auf der Bauerntenne.

Nach dem ersten Weltkrieg traf man sich, um erneut gemeinsam zu feiern. Das erste dieser Feste fand 1919 in einem Zelt nahe der Schreinerei Cluse statt. Amtmann Thesing und Gemeindevorsteher Bernhard Lammers, genannt Krückling, nahmen daran teil. Abwechselnd mit dem sogenannten Kriegerfest fand ein Junggesellenschützenfest statt. Alles war einfach gehalten. Als Festplatz diente unter anderem die Bauerntenne bei Vahlenkamp. Statt Vogel hatte man eine große Flasche aufgestellt. Steine waren die Munition. Unter den Klängen der Ziehharmonika von Wilhelm Holdschlag wurde das Tanzbein geschwungen und in den Pausen mancher gute Tropfen genossen.